Fachexkursion "Ökologische Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen

Ökologische Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen

Unter dieser Überschrift bot der Waldbauverein Altenkirchen am 8. Juni 2021 seinen Mitgliedern eine Fachexkursion als Fortbildungsveranstaltung an.

Bis vor 3 Jahren noch ein Thema wie viele andere, hat die Heimsuchung der Wälder im nördlichen Rheinland-Pfalz durch Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer zu einer Kalamitätssituation bisher nicht gekannten Ausmaßes geführt und in Folge die Befassung mit der Frage, wie die riesigen Kalamitätsflächen unter den Bedingungen des fortschreitenden Klimawandels wieder bestockt werden können, in den Vordergrund gerückt.

Mit Hygienekonzept und weiteren Vorgaben der Ordnungsbehörde war für die Einhaltung der Corona-Schutzvorschriften gesorgt.

So machten sich also 25 Teilnehmer, aufgeteilt in 2 Gruppen, unter Führung von Forstamtsleiterin Monika Runkel und Fachlehrer am FBZ Hachenburg Matthias Gürke auf, die Demonstrationsflächen des FBZ Hachenburg (Staatswald) in der Nähe der Abtei Marienstatt zu besichtigen.

Das Konzept von Landesforsten Rheinland-Pfalz ist ein ganzheitliches.
Besonderer Wert wird auf die Wahrung eines guten Bodenzustandes gelegt durch schonende Holzernte und die Belassung von Totholz auf der Fläche. Dies konnte an den Demoflächen gezeigt werden, wo auf Teilflächen der abgestorbene Fichtenaltbestand belassen und auf dem Rest geerntet, aber die Bäume entweder ganz oder zu großen Teilen auf der Fläche belassen wurden. In diesen bereits vor Jahren mit Buchentrupps unterbauten Beständen zeigten sich in den Zwischenfeldern Ansätze natürlicher Verjüngung aus Eiche, Ahorn, Birke, Eberesche, Lärche und Fichte. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich diese Verjüngung gegen die Ausbreitung der Brombeere durchsetzen wird. Erheblich sicherlich auch beeinflusst durch den Wildverbiss.
Zur Abwehr des Wildeinflusses wurden versuchsweise diverse Abwehrmaßnahmen (Hordengatter und diverse Wuchshüllen) vorgestellt, deren Wirksamkeit dort erprobt wird.
Man ist zuversichtlich, dass sich diese Flächen ausreichend natürlich bestocken und rät insofern zur Geduld.

Wie sich Waldflächen nach größeren Kalamitäten entwickeln können, war an Demoflächen zu bestaunen, die nach den Orkanen Vivian und Wiebke (1990) angelegt wurden. Ausgangspunkt war damals ein noch jüngerer Fichtenbestand, in dem man vor allem aus wirtschaftlichen Gründen einen Großteil des geworfenen Vorbestandes auf der Fläche belassen hatte. Auch hier sollte die natürliche Entwicklung in Teilflächen den künftigen Waldaufbau bestimmen. Auf anderen Teilflächen wurden Eichen- und Kirschenbestände begründet. Heute zeigen sich geschlossene Laub-Mischbestände von aus Nutzungssicht durchaus fraglicher Qualität, die allerdings einen vitalen Eindruck machen, im Sinne einer Qualitätsentwicklung hohe Pflegebedürftigkeit aufweisen, gleichzeitig aber auch als krasser Gegenentwurf verstanden werden dürfen, zu dem durch Kalamität dahingerafften Fichten-Vorbestand.

Kritisch zu hinterfragen bleibt, ob diese Waldbestände, so sie denn von anderen Waldbesitzern als überzeugend betrachtet werden, auf die Verhältnisse außerhalb des Staatswaldes übertragen werden können. Waldbaulich sind sie jedenfalls herausfordernd und im Nichtstaatswald ohne intensive Beratung und Begleitung kaum vorstellbar.

Die Grundsatzanweisung Waldverjüngung im Klimawandel von Landesforsten Rheinland-Pfalz, bindend für den Staatswald, empfohlen den anderen Waldbesitzarten, sieht vor, dass ein zukünftig klimaresilienterer Wald sich aus einem Großteil standortgemäßer heimischer Baumarten und allenfalls und zu höchstens 20 % aus nicht-heimischen Mischbaumarten bilden soll.

Bisherige Klimaprognosen und daraus entwickelte Risikokarten der Baumarteneignung sahen für den Westerwald (insbesondere in den Höhenlagen) noch längere Zeit das sichere Vorkommen der Fichte vor. Dieses Szenario ist weitgehend Geschichte, da es von der tatsächlichen Entwicklung innerhalb kurzer Zeit überholt wurde. Das muss für die weitere Betrachtung über die Zusammensetzung der Wälder und der dafür geeigneten Baumarten schärfer ins Auge gefasst werden. Zwar war die Anfälligkeit der Fichte auf vielfältige biotische und abiotische Einflüsse kein Geheimnis, doch hat die Rasanz und das Ausmaß der Schädigungen selbst Fachleute überrascht. Erheblich geschädigt wurden aber auch Buche und Eiche und so bedarf ein Konzept, das vor allem auf die Beteiligung heimischer Baumarten setzt, bei sich weiter verschärfendem Klimawandel sicherlich auch der weiteren Anpassung.

Die Diskussionen über den Waldbau im Klimawandel stehen erst am Anfang. Die jüngsten Erfahrungen lehren, dass die zur Verfügung stehende Zeit zum Handeln immer knapper wird – nicht die besten Voraussetzungen für einen Branche, die ihrem Wesen nach langfristig planen und entscheiden muss.

Die Teilnehmer der Exkursion haben dem FBZ und Forstamt Hachenburg für die anregenden Bilder, Erklärungen und Gespräche herzlich zu danken.

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