Bericht über die Jahreshauptversammlung

Ist die Douglasie eine Alternative für den Waldbau in Zeiten des Klimawandels?

Dieser Frage ging der Waldbauverein Altenkirchen e. V. anlässlich seiner diesjährigen Jahreshauptversammlungam 28.04.2016 in Wissen nach.

Annähernd 150 Mitglieder und Gäste waren der Einladung in die alte Industriehalle des KulturWerk Wissen gefolgt.

Zum internen Teil der Mitgliederversammlung begrüßte der Vorsitzende Friedrich Freiherr von Hövel die anwesenden Mitglieder und stellte die form- und fristgerechte Einladung zur Versammlung fest.

In seinem vorgezogenen Grußwort betonte der Vizepräsident der LWK Rheinland-Pfalz Heribert Metternich den Stellenwert des Eigentums in Land- und Forstwirtschaft und dessen zunehmende Beeinträchtigung durch Politik und Gesellschaft. Er sieht einer wachsenden Urbanisierung und der Schwächung der ländlichen Räume mit Sorge entgegen und warb für eine durch Bewirtschaftung geprägte Kulturlandschaft. Darin sei auch eine nicht zu sehr eingeschränkte Jagdausübung erforderlich. Für die Interessen der Jagdrechtsinhaber setze sich die Interessengemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer ein.

Zum Gedenken an die im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder, stellvertretend und namentlich genannt wurde der ehemalige Leiter des Forstamtes Altenkirchen Werner Habbel, erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen.


In seinem Geschäftsbericht erinnerte der Geschäftsführer Alois Hans an die wichtigsten Veranstaltungen und Aktivitäten des vergangenen Jahres:

-        Die Mitgliederversammlung am 21.04.2015 in Roth-Oettershagen

-        Die Fahrt zu den DLG-Waldtagen nach Brilon am 30.05.2015

-        Die Fachveranstaltung zu aktuellen Forstschutzthemen mit Vertretern der Fa. BASF am 15.09.2015 in Pleckhausen

-        Die traditionelle Fahrt zur Mitgliederversammlung des Waldbesitzerverbandes RLP in Boppard am 14.12.2015

-        Teilnahme und Mitwirkung an diversen Facharbeitskreisen, Ausschüssen und Kongressen auf Bundes-u. Landesebene

-        Ferner teilte er mit, dass im Jahr 2015 insgesamt 4 MS-Schulungen (MS-Kombi) mit insgesamt 22 Teilnehmern durchgeführt wurden. Durch den Wegfall der Förderung ist ein deutlicher Nachfragerückgang spürbar. Gleichwohl bleibt das Thema Arbeitssicherheit von großer Bedeutung, sodass das Angebot von MS-Schulungen weiterhin aufrechterhalten wird.

Im Kassenbericht für das abgelaufene Jahr erläuterte der Geschäftsführer die wichtigsten Einnahme- u. Ausgabenpositionen. Im Wesentlichen stimmen Haushaltsansätze und Istwerte überein. Abweichungen wurden erläutert. Das Wirtschaftsjahr 2015 schließt mit einem leichten Überschuss ab.

Für die Kassenprüfer trug Herr Bernd Bennetreu den Kassenprüfbericht vor. Er berichtete von einer ordentlichen und vollständig belegten Kassenführung. Beanstandungen ergaben sich keine.

Herr Bennetreu schlug daher der Versammlung vor, Vorstand und Geschäftsführung zu entlasten. Die Versammlung folgte diesem Vorschlag ohne Gegenstimmen.

Der vom Vorstand vorgelegte Haushaltsvoranschlage 2016 lag den Anwesenden als Tischvorlage vor.
Einnahmen und Ausgeben sind ausgeglichen.

Der Haushaltsvoranschlag 2016 wurde von der Versammlung ohne Gegenstimme angenommen.

Die im Vorjahr von der Mitgliederversammlung verabschiedete Satzung konnte wegen einer Beanstandung (§ 10 Abs. 2)durch das Registergericht nicht eingetragen werden und musste der Mitgliederversammlung 2016 erneut zur Abstimmung vorgelegt werden.
In der Versammlung stellte der Vorsitzende die einzelnen Passagen noch einmal vor und erläuterte den Grund für die Änderung.
Die anschließende Abstimmung ergab, dass die Versammlung die geänderte Satzung ohne Gegenstimme annimmt.

Sodann erstattete der Geschäftsführer der Holzvermarktungsgesellschaft Westerwald Sieg GmbH Forstwirtschaftliche Vereinigung (HWS) Alois Hans der Versammlung seinen Bericht über Stand und Entwicklung der HWS.
Im vergangenen Jahr 2015, dem vierten Jahr seit der Gründung der Gesellschaft, wurden rund 33.200 Fm Holz vermarktet. Dieses Holz wurde weit überwiegend an regionale Kunden verkauft.
Inzwischen haben 90 Gemeinschaftswaldbetriebe mit einer Fläche von 7.500 ha eine Liefervereinbarung mit der HWS geschlossen. Auch die Anzahl der holzliefernden Kleinprivatwaldbesitzer konnte deutlich gesteigert werden.
Die für die Förderperiode zugesicherte Förderung ist bei einer gleichbleibenden Entwicklung gesichert.
Einnahmen und Ausgaben entwickeln sich nach Plan. Es wird ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis erwirtschaftet.
Allerdings vermarktet immer noch ein Großteil der Haubergsgenossenschaften und Waldinteressentenschaften ihr Holz anderweitig, vor allem, und dies trotz höherer Vermarktungsentgelte, bei Landesforsten.
Diese Waldbesitzer zur Vermarktung über die HWS zu animieren, bezweckte ein Besuch von Staatssekretär Dr. Griese am 12.10.2015 bei HWS und Waldbauverein im Wald der Interessentenschaft Oberwambach. Ministerium und Landesforsten stehen hinter der Eigenvermarktung durch die HWS und werden diese weiter unterstützen.

Freiherr von Hövel appellierte erneut an alle Mitglieder, die Holzvermarktung durch die HWS zu unterstützen. Es sei notwendiger denn je, an dieser Stelle Solidarität zu zeigen. Nur die Verbindung der Geschäftsführung von HWS und Waldbauverein ermögliche die immer bedeutsamere Professionalisierung zur Bewältigung zunehmender Anforderungen.
Zugleich bat er darum, die für den Holzverkauf vorgesehenen Holzverkaufsmengen rechtzeitig zu beschließen und an die HWS zu melden.

Unter „Verschiedenes“ kamen folgende Punkte zur Sprache:

-        Hinweis auf die Exkursion nach Österreich vom 29.07. bis 03.08.2016. Hier sind noch wenige Plätze frei.

-        Hinweis auf die Fachexkursion nach Freiburg und Donaueschingen zum Waldbau mit Douglsie bzw. einer klimagerechten Bewirtschaftung der Fichte im Fürst zu Fürstenbergischen Forstbetrieb am 22. u. 23.09.2016.

-        Hinweis auf den Kreisheimattag am 12.09.2016 in Altenkirchen. Der Waldbauverein Altenkirchen wird sich dort präsentieren.

-        PEFC-Audit im Waldbauverein vom 02. bis 04.05.2016.

-        Verhandlungen über die pauschalen Beförsterungsgebühren im Gemeinschaftswald ab 2017 haben begonnen.

-        Der Waldbauverein bemüht sich um eine Reform der Haubergsordnung und des Gesetzes über die gemeinschaftlichen Holzungen. Ein erstes Treffen mit Vertretern des Ministeriums hat bereits stattgefunden.

-        Geplant ist ein Treffen betroffener Waldbesitzer zur Abstimmung des Vorgehens bezüglich des Ausbaus vorhandener Stromtrassen durch den Netzbetreiber.

-        Die Sozialwahlen 2017 werfen ihre Schatten voraus. Durch eine stärkere Beteiligung daran sollen mehr Vertreter des Waldbesitzes in die Selbstverwaltungsorgane der SVLFG gewählt werden.

-        Ferner bat der GF die Mitglieder um Bekanntgabe von Änderungen persönlicher Daten sowie um die Mitteilung von E-Mail-Adressen, ohne die eine zeitgemäße Kommunikation heute kaum noch möglich ist. Letzteres insbesondere auch im Zusammenhang mit einem Newsletter, den der Waldbauverein als neuen Service seinen Mitgliedern zukommen lässt.

Abschließend bedankte sich der Geschäftsführer bei Frau Eckardt, ohne deren Unterstützung die vielfältige und stetig zunehmende Arbeit in der Geschäftsstelle nicht zu bewältigen wäre.

Freiherr von Hövel bedankte sich bei Herrn Hans und Frau Eckardt für die geleistete Arbeit und die Unterstützung.
Sodann wies auf ein am 15.09.2016 geplantes Treffen des Haubergsschöffenrates hin.
Außerdem erläuterte er noch einmal kurz die Bemühungen um eine Reform der Haubergsordnung und des Gesetzes über die gemeinschaftlichen Holzungen.

Anschließend gab Herr Solbach vom Notariat Puderbach den Anwesenden Hinweise zur Grunderwerbssteuerbefreiung beim Kauf von Grundstücken durch Gemeinschaftswaldbetriebe.

Der Geschäftsführer des Waldbesitzerverbandes für RLP Dr. Schuh gab in aller Kürze einen Abriss zu aktuellen forstpolitischen Entwicklungen im Lande: Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung, Vertragsnaturschutz und FFH, Waldwegebau, weitere Förderung der privaten Vermarktungsorganisationen, Stabilisierung des Nadelholzanteils, 10 % Prozessschutzflächen im Staatswald, Gemeinschaftsforstamt und Personalkonzept Landesforsten 2020.

Nach einer Pause im Anschluss an den nichtöffentlichen Teil, eröffnete Friedrich Freiherr von Hövel den öffentlichen Teil. Er begrüßte namentlich die zahlreichen Ehrengäste, Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie die Presse. Für die stets gute Zusammenarbeit und Unterstützung bedankte er sich beim Leiter des Forstamtes Altenkirchen Franz Kick und seiner Mannschaft.

In seiner Einleitung betonte Friedrich Freiherr von Hövel die Bedeutung des Waldes in der Region und verwies auf die lange Tradition der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Dies werde auch von der Politik immer wieder so dargestellt. Allerdings müsse diese sich dann schon fragen lassen, wie ernst diese Aussagen tatsächlich zu nehmen seien. Es habe für den Waldbesitz mehr als nur symbolischen Charakter, dass die Bezeichnung „Forsten“ im Namen des neuen Fachministeriums nicht mehr vorkomme. Darüber hinaus verfestige sich der Eindruck, dass von politischer Seite eine zunehmende Beschränkung der Waldbewirtschaftung gewünscht sei. Ohne angemessenen finanziellen Ausgleich sei dies jedoch nicht hinnehmbar.

Anschließend richtete der 1. Beigeordnete des Landkreises Altenkirchen Herr Schneider ein Grußwort an die Versammlung.
Herr LFD Ridderbusch stellte sich danach als neuer Regionalleiter von Landesforsten der Versammlung vor.

Anschließend begrüßte Freiherr von Hövel die neue PEFC-Regionalassistentin Frau Ahlmeier.
Diese stellte sich und ihre Aufgaben vor und erläuterte anschließend in kurzer Form die aktuellen PEFC-Standards sowie die in der Praxis am häufigsten festgestellten Abweichungen hiervon (zu hohe Wildbestände, flächige Befahrung, Arbeitssicherheit).
Freiherr von Hövel bedankte sich bei Frau Ahlmeier mit einem Blumenstrauß und wünschte ihr, da sie sich beruflich neuen Aufgaben zuwendet, hierbei viel Erfolg.

Als Hauptredner der Versammlung hatte der Waldbauverein Herrn Dr. Ulrich Matthes, Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz in Trippstadt eingeladen.
Dieser referierte zum Thema Douglasie und Waldbau in Zeiten des Klimawandels.
Herrn Dr. Matthes gelang es dabei eindrucksvoll, sowohl die zu erwartenden Klimaszenarien, als auch die Auswirkungen auf die Hauptbaumarten und damit auf den zukünftigen Waldbau darzustellen.
Auch für den Westerwald gilt als gesichert, dass die Temperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts um 2-4 ° C ansteigen werden. In der Vegetationszeit wird es trockener und wärmer, die Winter werden feuchter und milder, extreme Wetterereignisse werden häufiger und intensiver ausfallen. Für die Fichte wird es zu warm werden, sodass diese außerhalb der Höhenlagen kaum noch „klimagerechte“ Standorte finden wird. Die die Fichtenbewirtschaftung heute schon prägende Wechselwirkung von Trockenheit, Windwurf und Käferbefall wird sich weiter verstärken.
Besser geeignet scheint da die Douglasie, die eine relative Resistenz gegen Sommertrockenheit und Trockenstress aufweist und wohl auch eine größere Stabilität gegen Windwurf. Selbstverständlich dürfen aber auch Risiken (Auswirkungen auf das Ökosystem, Allgemeine Eignungsabnahme, Entwicklung von Krankheiten und Schädlingen) nicht ausgeblendet werden.
Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass die Douglasie eine anpassungsfähige Baumart ist, wobei Einschränkungen (Standort, Herkunft) und künftige Risiken(Schaderreger) zu beachten sind. In Mischung mit heimischen Baumarten kann die Douglasie maßgeblich zur Risikostreuung beitragen und das Baumartenportfolio bereichern. Die Douglasie trägt zum Klimaschutz bei -CO2 -Bindung im Wald durch enormes Wachstum und hohe Holzvorräte (Waldspeicher), langlebige Holzprodukte (Holzspeicher) sowie den Ersatz anderer Materialien (Substitution).
Als Mischbaumart (vorzugsweise kleinflächig mit standortheimischen Baumarten zur Risikoabsenkung) und unter Verwendung genetisch diverser anpassungsfähiger Küstenherkünfte, kann sie ein wichtiger Baustein in einem klimagerechten Waldbau sein.

Nachdem es hierzu keine Wortmeldungen gab, bedankte sich der Vorsitzende bei dem Referenten für den Vortrag auch mit einem Präsent und den Anwesenden für ihr Erscheinen und schloss die Versammlung.